Fr 08.03.24· Tür 19:30· Beginn 20:00· CHF 15/20/30
Marie isch hässig
Queerfeministische Party zum Internationalen Feministischen Kampftag. In Collab mit dem Feministischen Streikkollektiv Aargau
Was haben das ehemalige Kino Royal und die Feministische Bewegung gemeinsam? Kampfgeist, DIY Skills, und jede Menge Geschichte! Darum hostet das Royal die 8März-Feier des Aargauer Streikkollektivs im 2024. Offen für alle Geschlechter. 20 Uhr Open Mic 20:40 Uhr Kurzfilm "Lachsmänner" 21:00 Uhr Plagöri (Punk) 22 Uhr Lateena (Dancehall & Performance) 23 Uhr DJ Coco XO (DJ) 00:30 Uhr sryxo (DJ) 2:00 Uhr DJ FLASHDRIVE (Techno/Hiphop) Der Verflochtene Weg des Royal und der Frauenbewegung 1868 wird in Genf die Association international des Femmes gegründet. Der Internationale Frauentag am 8. März hat seinen Ursprung in Frauenbewegungen des späten 19. Jahrhunderts wie dieser. Mit kleinen Schritten begannen Frauen sich das Recht auf Gleichberechtigung in einer ungleichen Welt zu erkämpfen. Etwa zur gleichen Zeit lernen dank vielen technischen Errungenschaften auch die Bilder zu laufen. 1895 gab es die ersten Filmevorführungen mit Kurzfilmen in Paris, veranstaltet von den Gebrüdern Lumière. Drei Jahre später wird im selben Paris die Radioaktivität und das neue Element Radium von Marie Curie und ihrem Ehemann entdeckt. 1911 erhält die verwitwete Marie Curie, den Nobelpreis für das von ihr in Paris entdeckte radioaktive Radium. Man rät ihr den Nobelpreis nicht anzunehmen, wegen einer Liebes-Affäre und einer dazugehörenden Schlammschlacht in den Zeitungen. Sie nimmt den Preis zum Glück an, denn es wird noch eine lange Zeit vergehen, bis man wieder einer Frau den Nobelpreis verleihen wird. Nicht das Radium selbst, aber der Name wird 1912 von einer anderen Frau aus Paris nach Baden gebracht. Diese unerschrockene Frau, auch eine Witwe und auch eine Marie - Marie Antoine - reicht ein Gesuch ein für die Bewilligung zur Errichtung und zum Betreib eines Kinohauses. Dass in Baden zuvor ein generelles Kinoverbot erlassen wurde, lässt Marie Antoine unbeeindruckt. Ohne Stimm- und Wahlrecht lässt sie über ihre Anwälte den Gemeinderat wissen, dass ein solches Verbot die Handels- und Gewerbefreihat verletze, welchem das Kino unterstehe. Da Baden nicht einlenken will, richtet sie sich nun an den Regierungsrat in Aarau und bekommt am Schluss die Bewilligung. Baden tut sich weiter schwer und entwirft ein enges Korsett für diese unmögliche Frau und ihresgleichen in Form eines sehr strengen Kinoreglements. Am 1. Juni 1913 wird das älteste Badener Lichtspielhaus eröffnet unter dem strahlendem Namen Cinema Radium. Gezeigt wird „die letzte Liebe einer Königin“ mit der berühmten französischen Schauspielerin Sarah Bernard. Während also Badens junge Kinokultur mit starken Frauen mit Kino und im Kino startet, haben die anderen Frauen in Baden noch einen langen Weg vor sich, den das Stimmrecht und alles andere liegen in weiter Ferne. Nachdem Marie Antoine in Baden ihren Willen durchgesetzt und das Kino gebaut hat, verschwindet sie laut der Historikerin Esther Schneider Meier so plötzlich, wie sie gekommen ist. Mehr weiss man auch nicht über Sie. Die Leitung des Kinos übernimmt ihr Kinopianist. Auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen wird vorgeschlagen, einen Frauentag einzuführen, um die Rechte der Frauen und den Kampf für Gleichberechtigung zu stärken. Am 8. März 1917 demonstrieren in Russland Arbeiterinnen für bessere Arbeitsbedingungen und das Frauenwahlrecht. So bleibt der 8. März weltweit der Tag der Frauenrechte und dient seither als Plattform für weitere Forderung der Geschlechtergleichstellung und die Erinnerung an die Errungenschaften der Frauenbewegung. Das war auch nötig, denn 1918 blieben in der Schweiz die Motionen von zwei Nationalräten zur Einführung des Frauenstimmrechtes erfolglos. Auch 1929 bleiben die Frauen ohne Stimmrecht, dies trotz einer Massen-Petition von Frauen für das Frauenstimmrecht mit 249 237 Unterschriften. In Baden wechselt das Kino Radium ein paar Besitzer und 1935 den Namen, nun heisst es Royal. Endlich wird dann 1971 das Frauenstimmrecht durch das männliche Volk und Stände angenommen. Erst am 14. Juni 1981 wird der Artikel 4. Absatz 2 über die Gleichberechtigung in die Bundesverfassung aufgenommen: Mann und Frau sind gleichberechtigt. Das Gesetz sorgt für ihre Gleichstellung, vor allem in Familie, Ausbildung und Arbeit. Mann und Frau haben Anspruch auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit. Da wir da noch nicht angekommen sind, müssen wir daran noch ein bisschen arbeiten, und es muss am 8. März erinnert werden und am 14. Juni weitergestreikt. *** Schwarze, Indigene und trans Feminist*innen aller Kontinente unterstützen und erweitern die feministische Bewegung seit jeher. Bereits 1851 erinnert Sojourner Truth mit ihrer Rede «Ain’t I A Woman» die Women’s Convention in Akron, Ohio daran, dass Rechte, die nur für weisse Frauen gelten sollen, eine zu kurz gegriffene Forderung sind. Ebenso zu kurz gegriffen ist die strikte binäre Einteilung von Geschlecht in Frau und Mann. Sie hat sich mit dem Europäischen Kolonialismus über die Welt verteilt und traf von Anbeginn auf Widerstand, sei es durch die Hijra in Indien, die Muxe in Mexiko oder die Chibados in Angola. Die sogenannte «Frauenbewegung» war nie nur weisse und binär, sondern diente von Anfang an als Plattform für die fortschreitende Inklusion und Emanzipation aller Menschen. ***